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Der Hüter des Geschmacks – 500 Jahre Reinheitsgebot. Heute noch aktuell? Oder Maische von Gestern?

Deutschland feiert 500 Jahre Reinheitsgebot. Die Faszination der drei Grundzutaten ist ungebrochen. In Berlin eröffnen unzählige Micro Breweries, die den industriellen Brauereien den Kampf angesagt haben. Gerade in der Zeit des Individualitätswahns und der Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA, bekommt die Diskussion um das Reinheitsgebot neuen Zündstoff. Ist eine deutsche Tradition in Gefahr?

 

Das Bier: Die Personifizierung der deutschen KulturOb Weizen, Pils oder Exportdie Zutaten sind immer die gleichen. Der Geschmack, oft nur für Kenner zu unterscheiden. Vielfältig in der Braukunst,  aber einheitlich in den Zutaten, steht das kühl servierte Hopfengetränk für die deutsche Kultur wie keine andere kulinarische Tradition

Jede Region, ja fast jede Stadt, in Deutschland ist stolz auf ihre lokalen Biersorten. In Klöstern, klassischen Brauereien oder urigen Bierkellern wurde der goldene Saft früher gebraut. Heute sind es große Industrieanlagenin denen täglich tausende Liter Bier hergestellt werden. Kaum ein Getränk hat, bei gleichbleibenden Zutaten, so eine breite Geschmackspalette. Von malzig süß bis edelherb versucht jede Brauerei seit einem halben Jahrtausend Rezepturen für ihren einzigartigen Geschmack zu kreieren.

Prof. Dr. Ing Frank-Jürgen MethnerLeiter des Studiengangs Brauereitechnik Lebensmitteltechnologian der TU-Berlinbetont den Nutzen des Deutschen Reinheitsgebots: „Ich halte das Reinheitsgebot auch im 500sten Jahr seines Bestehens für zeitgemäß.“  Der vielfältige Geschmack, die Tradition der Braukunst und die  transparente Kombination der Zutaten„begeistert und fasziniert die Menschen, seit mehreren Hundert Jahren, so Methner.Die Herkunft der Rohstoffe spiele dabei eine große Rolle, hier werde man dem alten Leitspruch "Bier braucht Heimat" wieder gerecht.

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit sind lokale Brauereien im Vorteil. Kurze Transportwege für das Produkt verringern den CO2 Fußabdruck und wenn die Rohstoffe noch aus der Region kommen, ist das ein Gewinn für alle“, erklärt Methner.

 

Kann ein Freihandelsabkommen wie TTIP das Reinheitsgebot aushebeln?

Regionale Bierfabriken profitieren von Anbauregionen in ihrer Umgebung. Berühmte Hopfenanbaugebiete wie die bayerische Hallertau können jedoch nur bedingt die hohe Nachfrage an diesem Grundstoff für Bier decken. Die Qualität des Hopfens sei aber entscheidend, so MethnerSo werden qualitativ minderwertige, aber dafür günstige, Rohstoffe vor allem aus China importiert. Lange Transportwege, Pestizide und gen-manipulierte Pflanzen vergrößern den CO2-Abdruck und schaden der Umwelt. 

Gerade in Bezug auf die Globalisierung, sei es aber wichtig, dass Gesetze wie das Reinheitsgebot, bestehen bleiben. Denn je nach Staat gelten unterschiedliche Regelungen und Richtlinien, die unterschiedliche Qualitätsstandards für die einzelnen Rohstoffe hervorbringen„In Deutschland werden die Zutaten, entsprechend der Vorgaben gesetzlich kontrolliert“, erklärt Dr. Methner. „Wenn man an die Geheimniskrämerei -im Rahmen von TTIP - in Bezug auf Lebensmittel denkt, ist eine Regelung wie das Reinheitsgebot aktueller denn je.Die Verbraucher werden, was die Reinheit der Rohstoffe und Zutaten in Lebensmitteln angeht, immer sensibler. Bei wenigen Lebensmitteln ist die Zutatenliste so kurz und klar wie beim Bier. Das zeugt von Transparenz und reinen Zutaten.“

Wann ist Bier nachhaltig?

Wenn wir als Bierliebhaber darauf achten, wo unser Bier gebraut wird und wo die Zutaten herkommen, können wir es besten Gewissens genießen. Bei den großen Brauereiketten ist es schwer nachzuvollziehen, ob die Rohstoffe nachhaltig gewonnen werden. Aber viele kleine Brauereien kaufen ausschließlich heimischen Bio-Hopfen und achten auf kurze Transportwege. Kaum ein Produkt ist nachhaltiger als lokal gebrautes Bier. Das Reinheitsgebot hütet seit einem halben Jahrtausend nicht nur den Geschmack, sondern auch eine weltweit beneidete deutsche Tradition.

Am 16.4.2016 feiert Deutschland 500 Jahre Reinheitsgebot.Und wir machen mit. Auch wenn wir alle die großen Brauerein kennen und ihre Biere trinken, geht der Trend zu sogenannten Micro Breweries, kleinen Brauereien mit spezialisierter Produktpallette und spannenden Geschichten. Daher werden wir Euch in den kommenden Monaten jeweils eine kleine Brauerei aus Berlin vorstellen. Den Anfang machen wir mit Michael Schwab und seiner Brauerei  BrewBaker in Moabit.

von Paul 17.02.2016

 

 

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